Nikolas Kantate   Thomas Neuhoff

 Wenn Musik die Herzen öffnet

Lukaskirche: Thomas Neuhoffs multikulturelles Nikolaus-Projekt mit der Musik von Benjamin Britten

VON GUIDO KRAWINKEL

Wunderbar, wunderbar, wunderbar. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie herausragend ein Projekt wie jenes in der Lukaskirche ist, das Thomas Neuhoff mit Schülern, Mitgliedern seiner Chöre und einem Projektorchester auf die Beine gestellt hat. Zum einen in musikalischer Hinsicht, denn die überaus lohnende Saint Nicolas-Kantate von Benjamin Britten wird so selten aufgeführt. Britten hat hier die wichtigsten Stationen des Bischofs von Myra in einem gut einstündigen Werk illustriert.

Komponiert hat er das Stück ausdrücklich für ein Schulorchester, doch führte die pädagogische Intention hier mitnichten zu Abstrichen bei der musikalischen Qualität. Im Gegenteil. Und man durfte darüber staunen, zu welchen Höhen Neuhoff seine Musiker zu führen wusste.

Die lange, expressive Streicherkantilene am Anfang etwa – ein Traum, rhythmische vertrackte Passagen – präzise und knackig. Hier erfüllte das pädagogische Werk in nachgerade vollkommener Weise seinen Zweck und ließ alle Beteiligten über sich hinauswachsen.

Auch der Schulchor der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule, Mitglieder des Kölner Bach-Vereins und des Bonner Philharmonischen Chores sowie der Kinderchor der Lukaskirche zeigten in zum Teil schwierigen Passagen keinerlei Schwächen, Chorklang und -intonation waren stets vom feinsten und trotz der im ganzen Raum positionierten Ensembles immer im besten Einvernehmen mit dem Orchester. Und auch Andreas Post verkörperte den Nicolas mit seiner schlank geführten und schön gestaltenden Tenorstimme ganz ausgezeichnet.

Die Einbindung so vieler verschiedener Ensembles mit explizit pädagogischem Hintergrund, darunter auch weitere Schüler der Godesberger Gesamtschule, die Episoden aus dem Leben des Nicolaus in stilisierten Spielszenen illustrierten, ohne auch nur einmal den pädagogischen Zeigefinder über Gebühr zu strapazieren, war allein schon eine Kunst. Geradezu begeisternd war es jedoch zu erleben und zu hören, mit wie viel Leidenschaft und Begeisterung sich das Engagement aller Beteiligten zu einer überragenden Gesamtleistung verband.

Ein genialer Coup war auch die Tatsache, dass die Zwischentexte nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch, also in der Muttersprache des hl. Nikolaus, gelesen wurden. Somit bekam das Projekt auch eine völkerverbindende Dimension und besaß das Potenzial, nicht nur Augen und Ohren, sonder auch die Herzen zu öffnen.

Bonner Stadtanzeiger vom Montag, 8. Dezember 2014, Seite 12 (2 Views)